Dienstag, 14. Januar 2014

Nachrichtensperre

Wie kann man sich eigentlich ein paar Tage erholen? Diese Frage stellt sich regelmäßig zu Feiertagen oder Urlaubszeiten, und ich habe es über die Weihnachtszeit mehr oder weniger experimentell auf eine Frage reduziert:

Wie schaffe ich es, mich mal einige Tage nicht aufzuregen?

Die Lösung liegt, wie so oft, in der Selbstreflektion, also der Beantwortung der Frage, was mich denn regelmäßig auf die Palme treibt. Glücklicherweise, oder eben auch nicht, kann ich diese Frage zumindest teilweise recht gut beantworten: Nachrichten treiben mich regelmäßig in jene Gefilde, bei denen ich kurz vor dem Ausbruch Marke "Gernot Hassknecht" bin.

Es sind allerdings nicht die Nachrichten als solche, bei denen ich regelmäßig platzen könnte, es sind die immer gleichen Reaktionen der Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft. Der NSA Skandal steht geradezu exemplarisch für das, was mir seitens der Regierung geboten wird: Lügen, Beschwichtigen, für Beendet erklären, dummes Zeug faseln. Und Muttis Hoferberichterstatter, die das Wort investigativer Journalismus nur aus den Geschichtsbüchern kennen, halten sich offenbar für besonders staatstragend, wenn sie genau das nicht tun, was eigentlich ihre Aufgabe wäre: Nachhaken und nicht einfach mit faulen Ausreden und Sprechblasen davon kommen lassen. Aber auch da: Weit und breit kaum Land in Sicht.

Ob frisierte Arbeitslosenstatistiken, Wegdefinieren von Armut, hemmungslosem Aufbau des totalen Überwachungsstaats wegen angeblicher Terroristen, Schnüffelgesetzen gegen angeblich schwere Straftaten die dann sofort von den Sozialbehörden völlig legal missbraucht werden (wie die Kontoabfrage), Abbau der Grundrechte, Verbiegen der Sprache mit "Chancengeleichheit" oder "Supergrundrecht" und so weiter: Die Liste nimmt überhaupt kein Ende mehr. Ich bin es sowas von leid, reglemässig kackfrech angelogen zu werden, völlig moralbefreit und ohne jeden Rest von Scham, dass kann man schon gar nicht mehr in Worte fassen - denn man kann mittlerweile kein einziges Wort mehr glauben. So weit ist es schon gekommen.

Ich kann also mehr als gut nachvollziehen, dass Dieter Hildebrandt, eigentlich ein Meister der Zwischentöne und des nicht ausgesprochenen, am Ende immer zorniger wurde. Vermutlich zornig auf den Ungeist der Gleichgültigkeit, der erst dafür sorgt, dass überhaupt versucht wird, eine politische Willensentscheidung mit so einem bodenlosen Schwachsinn wie 'alternativlos' verkaufen zu wollen. Alternativlos existiert überhaupt nur für interessensgesteuerte Marionetten und Sklaven, darüber sollte Frau Merkel, die so gerne das Wort Freiheit in den Mund nimmt, einmal nachdenken, statt permanent meine Intelligenz zu beleidigen. Und wo wir gerade bei Freiheit sind: Wo ist denn eigentlich unser Bundespräsident, wenn es um die NSA geht? Stasi böse, NSA gut - oder was soll mir dieses Schweigen sagen?

So, es reicht. Ich müsste eine ganze Restaurantkette leerfressen, um so viel kotzen zu können, wie ich wollte. Daher die totale Informations-Askese: Es ist einfach nicht mehr auszuhalten, was hier serviert wird. Und siehe da: Es funktioniert.

Ist deswegen alles furchtbar? Nein, natürlich nicht. Es gibt einige Menschen, mit denen ich gerne zusammen bin, die ich respektiere und bei denen ich das Gefühl habe, respektiert zu werden. Die nicht versuchen, mich zu hintergehen oder zu übervorteilen. Die mich einen Teil meines Weges durchs Leben begleiten. Ja, die gibt es, und ich bin ihnen dankbar dafür.

Aber das ist kein Grund, die anderen mit dem, was sie tun, durchkommen zu lassen.

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