Montag, 27. Januar 2014

Zerhacken verreißen

Boah sind die Shader geil.
Boah sind die Texturen geil.
Boah sind die Modelle geil.
Boah ist das Spiel schlecht...

Einige ahnen wohl schon worum es hier geht: Ryse, einer der Launchtitel der neuen XBox One, einem wirklich durchwachsenen Spielerlebnis. Aber fangen wir vorne an.

Das Game
... hat, so kann man zumindest lesen, eine schon etwas längere Geschichte. Ursprünglich als first person Kinect-Prügelspiel für die XBox 360 konzipiert, stellte sich wohl relativ schnell heraus, dass es so als Spiel nicht funktionierte. Daraufhin hat man wohl von Kinect auf Controller umgestellt, was immer noch nicht funktioniert hat, und ist dann zur 3rd person Ansicht gewechselt und bei der Gelegenheit dank für die Hardware passenderer Engine gleich auf die Xbox One. Um es vorweg zu nehmen: So wirklich 'funktionieren' im Sinne von Spass machen tut es leider immer noch nicht.

Grafik
Crytek und Cryengine stehen auf dem PC schon länger für Grafik höchster Qualität, entsprechend leistungsfähige und aktuelle Hardware vorausgesetzt. Und die Engine wird auch hier ihrem Ruf als Siliziumfresser gerecht: Schon beim Start(titel) geht der frisch erschienenen XBox One die Puste aus, laut Crytek musste man sich zwischen Full-HD und hübscheren Materialshadern entscheiden und daher rendert das Game eben nur in 900p. Ganz klar die richtige Wahl übrigens, denn die Skalierung stört nicht wirklich - dafür ist das, was man geboten bekommt, ein wahrer Augenschmaus. Nur die etwas durchwachsene Qualität der Animationen kann ich da überhaupt kritisieren, die Optik ist einfach jederzeit ein Genuß. Punkt.

Gameplay
Hier wären wir schon beim ersten ersthaften Kritikpunkt angelangt: Bis auf gelegentliche Shooter- und Formationskampfeinlagen beschränkt sich das eigentliche Spiel nämlich auf Kämpfe mit (fast immer) Barbaren, wobei neben dem gelegentlich zu findenden Pilum stets Gladius und Schild verwendet werden. Die Bedienung ähnelt dabei den Batman Spielen, nur bekommt man dank ungünstiger Kameraführung einen Angriff von hinten (der bei den in beliebigen Mengen anstürmenden Barbaren dauernd vorkommt) viel zu häufig nicht mit, was einem den Spass durchaus vermiesen kann. Auch hatte ich manchmal Probleme mit der Kollisionsabfrage und kam sogar teilweise erst durch einen Neustart des Spiels wieder aus einem Busch heraus... Der Schlüssel zum Erfolg sind eigentlich die finishing moves, die sich bei einem angeschlagenen Gegener triggern lassen. Zumindest, wenn die Steuerung nicht gerade mal wieder nachläuft.

Hinrichtungen ohne Ende
Ich dachte eigentlich immer, Crytek sei eine Firma aus Frankfurt. Ist dort eigentlich niemand eingefallen, die Definition von 'Hinrichtung' einmal nachzulesen? Oder sollte das etwa besonders cool sein, die finishing moves so zu bezeichnen? Ist es nicht. Echt nicht.
Hat man wie erwähnt bei einem angeschlagenen Gegner diese 'Hinrichtung' gestartet, läuft eine mit QTEs ergänzte Animation ab. Bei den QTEs ist allerdings unerheblich, ob man nun den richtigen Button erwischt oder nicht, die Sequenz läuft weiter. Zum Glück, sonst wäre die Balance nämlich völlig im Eimer. Und so wird dann Gegner um Gegner abgeschlachtet. Geschlachtet, ja. Dieses Wort hätte deutlich besser gepasst.

Die Story
... macht auf mich den Eindruck, als stamme sie von einem Teenager, der seine historische Bildung aus Fernsehserien hat. Mal abgesehen von ziemlich wilden Griffen in die Mythologiekiste sind mehr Klischee und mehr Standardschemata kaum noch möglich. Bei einem Prügelspiel würde das nicht stören, hier tut es das schon.

Sound und Mucke
Nichts besonderes, aber absolut solide und professionell gemacht.

Das Spielerlebnis
Um nicht zu viel zu spoilern: Man kämpft sich, von Zwischensequenzen unterbrochen, durch. Und kämpft. Und kämpft. Und kämpft. Und... hatte ich schon erwähnt, dass man kämpft? Tempowechsel gibt es zu wenige, wirklich funktionierende eigentlich gar nicht, denn diese fühlen sich auch nur an wie ein kurzes Intermezzo zwischen all den Horden ganz besonders barbarischer Barbaren, die es rudelweise abzuschlachten gilt. Wo wir gerade dabei sind: Ich bin eigentlich nicht zu zimperlich bei Gewaltdarstellungen, aber bei Ryse fand ich es irgendwann einfach nur noch widerlich, weil die Gewaltorgie einfach keine Pause kennt, kein Ende finden will. Und ja, man kann auch mal die Folgen sagen wir einmal konsequenten Handeln darstellen, und das schön gruselig. Aber bitte als inszenierten Höhepunkt, statt ganze Wälder mit Gehenkten zu dekorieren. Das ist einfach nur platt, und genau so kommt es auch rüber.
Unterbrochen wird das zelebrierte Abhacken von Gliedmaßen, Durchstoßen von Kehlen und Körpern etc. durch die dabei immer seltsamer werdende Story, was auch nicht wirklich motiviert. Vor allem aber fragt man sich bei diesem "irgendwie wie Gladiator"-Plot samt Geistwesen, was denn eigentlich an Stimmung vermittelt werden soll: Die gnadenlose Brutalität eines Krieges und der Folge, als Krieger ebenso zu werden (in Far Cry 3 übrigens genial ironisch inszeniert) - oder halt eine Popcorn-Story. Das geht so bis zum großen Finale, mit all den phösen Prätorianern und... aber ich wollte ja nicht spoilern.

Fazit
Um es klar zu sagen: Wenn die Grafik und das erfrischende Setting nicht wären -> nein danke. Die Story von Crysis ist ein erzählerisches Highlight gegen das, was hier aufgetischt wird, die Kampagne Mittelmaß und das Gameplay, sagen wir mal, spielbar. Alles in allem ein Game, bei dem ich mich vermutlich sogar ärgern würde, wenn es einen Zwanziger gekostet hätte - wenn, ja wenn da nicht diese obergeile Optik wäre.

Ausblick
Die Frage, ob die beiden neuen Konsolen von MS und Sony denn trotz der insbesondere bei der XBone knapp bemessenen Rechenleistung tatsächlich einen nennenswerten Schritt nach vorne machen, kann getrost mit ja beantwortet werden. Weniger als die Auflösung störten mich zuletzt die völlig veraltete Shadertechnik und natürlich der bei Texturen überdeutlich sichtbare Mangel an Hauptspeicher an der alten Generation. Mit dem, was jetzt geht, kann ich definitiv die nächsten Jahre leben. Auch mal in 900p.
Ein richtig tolles Erlebnis wird es selbstredend natürlich nur, wenn alles stimmt: Story, Regie, Inszenierung, Figuren, Kulisse, Grafik, Sound und Gameplay. Hoffen wir mal, dass so etwas in naher Zukunft kommt.

Dienstag, 21. Januar 2014

Die ersten Wochen Next-Gen

Heute gibt es, ganz nerdig, Lust und Frust der ersten Wochen Next-Gen-Konsolen-Feeling. Spezielle, wie immer völlig subjektive, Game-Reviews folgen dann so ab und an. Als denn:

Unboxed
Ist der Kauf getätigt, folgt natürlich zuerst die genaue Inspektion des Erworbenen samt Installation. In dieser Generation habe ich mich für die Xbox entschieden (nicht(!) gegen(!) die PS4), da ich nach einem Test bei Bekannten doch einige Hoffnung in den immer vorhandenen, neuen Kinect-Sensor setze. Ob das wohl ein Fehler war?
Wie auch immer: Die grüne Kiste beherbergt so einiges. Ein ziemlich gigantisches, externes Netzteil zum Beispiel. Ich hasse externe Netzteile wie die Pest, thermisch gesehen ist es aber zugegeben gar nicht so dumm - und natürlich, wenn es um den Austausch im Fehlerfall geht (dazu später mehr).
Dann wäre da natürlich die Konsole an sich, eine ebenfalls ausladende Kiste in angenehm unauffälligem Design. Viel Platz für Kühlluft und deutliche Schlitze, wobei nichts auf die Konsole gestellt werden sollte - sie bläst nämlich mit ihrem konservativ großen Lüfter nach oben ab.
Einen Controller gibt es natürlich auch noch, leider ohne Akkus und Ladekabel. Die darf man dann als Kit noch einmal separat erwerben... Als Ausgleich liegt dafür ein HDMI Kabel bei.
Und natürlich ist da das neue Kinect, eine ebenfalls nicht ganz kleine Kiste, vollgestopft mit Elektronik samt Lüfter. Und einem langen, ziemlich solide aussehenden Anschlusskabel.

Einbau und erster Eindruck
Okay, erst einmal nachdenken und dann das Hifi-Rack umräumen. Ich habe übrigens später noch einmal umgeräumt, aber das nur am Rande. Also: Konsole anschließen, einschalten, Glotze an, und... dunkel. Falscher Anschluß? Auch nicht. Kiste läuft - also gut, ist bestimmt das fu**** Videokabel... Und siehe da: Das mitgelieferte HDMI Kabel macht zwar einen guten Eindruck, ist aber in der Tat ab Werk kaputt. Fängt ja gut an, aber ich musste ohnehin ein Gerät abziehen also alles auf Null.
Nun erscheint tatsächlich ein Bild samt Ton und die Kiste genehmigt sich, per Kabel erwartet problemlos verbunden, erst mal einen Schluck aus der Pulle namens Internet; will sagen ein ziemlich großes Totalupdate. Was reibungslos funktioniert, es kann also losgehen.

Einrichten und Kinect
Kurz: Funktioniert prima und reibungslos, ebenso das Verbinden mit dem MS Konto. Die korrekte Kinect-Einrichtung verlangte zwar ein kurzes Umdekorieren der Möblierung, beeindruckt aber schon durch die Sehfähigkeit des Sensors im Dunkeln. Diese ist nämlich meiner weit überlegen, aber ich renne ja auch nicht mit IR Scheinwerfern rum. Es kann mich sogar im Dunkeln erkennen, was NSA und andere Schnüffler bestimmt erfreuen wird. Nun also mal antesten, was das Ding außer spielen denn noch so beherrscht - der Werbung zufolge sollte dies ja eine Menge sein.

Was geht im neuen Cloud-Paradies?
Kurz und bündig: Nichts. Jedenfalls nichts, was der Rede wert wäre. Kein Skydrive, kein Videoservice, kein Skype - ja nicht einmal der Browser. Zumindest nicht ohne Xbox Live Gold Abonnement. Um es einmal klar zu sagen: Das ist schlicht und ergreifend das Letzte. Dass man für Multiplayer (bei der PS3 noch gratis) und für Skype löhnen muss, ok. Aber nicht einmal der Browser funktioniert ohne Abo? Schade, dass die Medien MS dies nicht um die Ohren gehauen haben.
Und auch sonst geht, zumindest noch, herzlich wenig: Die Kiste kann weder via DLNA noch sonstwie direkt auf meine Infrastruktur zugreifen - ein Armutszeugnis. Wenn sich da nichts tut, wird das Ding wieder verkauft. Ich nehme allerdings an, dass sich da etwas tut.

Was kann man erwarten?
Da gut vergleichbar, ist schon länger bekannt, was von den Konsolen zumindest ungefähr zu erwarten ist: Die Leistung eines aktuellen Spiele-PCs der Mittelklasse. Das klingt jetzt nicht besonders sensationell, erweckt aber einen falschen Eindruck. Denn besagter PC wäre ein durchaus leistungsfähiger, also z.B. mit einem AMD Phenom II Quadcore >3 GHZ, 8GB Ram und einer Radeon 7850 samt 2GB VRAM bestückt. Da geht so einiges, wie Skyrim samt einiger MODs, Rage, Crysis, Farcry 3 etc. teilweise wirklich eindrucksvoll beweisen.
Dabei verknallt die Konsole allerdings dank eben doch etwas anderer Konstruktion deutlich weniger Energie als der PC und in Sachen Optimierung sollte auch noch einiges gehen. Na dann mal los...

Controller
Das wichtigste Interface dürfte auch bei dieser Generation der Controller sein, entsprechend haben sich die Hersteller tatsächlich Mühe gegeben. Bei der XBox hat sich der Controller nicht so stark verändert wie bei der PS, auch hat Sony mehr Features verbaut als MS. Das Grundprinzip ist aber gleich geblieben, werfen wir also mal einen genaueren Blick auf den XBox Controller:
Die Tasten fühlen sich knackiger an als vorher, die Form des Controllers hat sich leicht geändert. Ob zum Guten oder Schlechten hängt wohl auch vom Geschmack ab, in meiner Hand liegt er jedenfalls besser. Die seltsame Batterie-Beule ist auch endlich weg und die Pöppel, äh Analogsticks, wurden etwas verbessert (wenn ich auch die von Sony diesmal vorne sehe). So richtig geil: Die Trigger mit Impulsfeedback und die Rumble-Dinger in den Flanken, ganz neues Gefühl beim Fahren. Immer noch verbesserungsfähig: Das Steuerkreuz, das war bei der PS1 schon besser - also weiterhin "Hmpf" beim Beat em Up.

Games Games Games
CoD zeigt: So richtig gut wird es erst, wenn die Engine tatsächlich auf die Architektur passt. Was in diesem Fall sichtbar nicht so ist - aber Spielbarkeit und Geschwindigkeit bieten keinerlei Anlass zur Kritik. Nicht schlecht also, aber vom Hocker haut das natürlich keinen.
Wer auf der XBO was sehen will, greift wie bekannt zu RYSE. Die Grafik ist dann wirklich das, was ich mir so wünsche, und vor meinem PC muss sich das echt nicht verstecken. Wirklich nicht. Den ausführlichen Verriss Test lest ihr später hier.
Oder natürlich Forza 5. Ja, der Umfang der Strecken ist mickrig. Ja, es könnten mehr Autos sein. Ja, die Ingame-Löhnerei ist bei einem Vollpreistitel schon wieder eine Frechheit: So nicht, Freunde. Dafür stimmen Optik und Spielbarkeit, und der neue Controller kann seine Stärken wie die Trigger und das neue Rumble-Ding zeigen. Das Spiel macht wirklich Spass, ganz ohne Frage.
Überhaupt: Die Konsole läuft dank der erwähnt konservativen Auslegung der Kühlung erstens nicht heiß und zweitens wunderbar leise. Da die Spiele, wie bei der PS4 übrigens auch, komplett auf der Platte installiert werden (die nach etwa 10 AAA Games allerdings voll sein dürfte), entfällt auch der nervige Sound des optischen Laufwerks.

War sonst noch was? Ach ja, das allgemeine Handling ist endlich im Hier und Jetzt angekommen: Man kann ein Spiel jederzeit pausieren und mal schnell, und das ging vorher eben nicht, mal eine App anwerfen. Oder einen Teil des Spiels aufzeichnen lassen. Das macht das Handling wesentlich angenehmer als bei der letzten Konsolengeneration, die mangels Ressourcen zwar einiges, aber eben nichts parallel konnte. Alles eigentlich keine Killer-Features, aber es fühlt sich wirklich an wie die Beerdigung von Relikten aus der Computer-Steinzeit, die ich wirklich nicht vermisse.

Nochmal Kinect
Neben den üblichen Bewegungssteuerungs-Games wie Fitness-Hopsen und Partygaming hoffe ich ja, wie erwähnt, auf Innovation. Der erste Versuch dieser Art zum Launch ist 'fighter within', das (Stand 14. Januar) den ziemlich sensationellen Metascore von 24% aufweist - dank so einiger Kritiken im Bereich 'ganz knapp über null'.
Meine Meinung: Ganz so unterirdisch ist das Game nun auch wieder nicht, wenn auch voll mit Klöpsen wie z.B. gefühlt unendlichen Ladezeiten, wobei man sich anschließend fragt, was da eigentlich geladen wurde. Eine hammergeile Arena jedenfalls nicht... Nun ja:
Die (Spiel-)Mechanik eines Prügelspiels kann man mit einer solchen Steuerung ohnehin nicht nachbilden und einen Kampfsport-Simulator habe ich auch nicht erwartet. Aber in der Tat nervt vor allem die nachlaufende und ungenaue Steuerung, hier wäre ein heftiger Patch wirklich vonnöten. So arg weit bin ich aber ohnehin noch nicht gekommen, denn Kinect hauchte nach gut einem Tag den Geist aus...

Puttegang
Der Service in Sachen Austausch war jedenfalls in Ordnung, da habe ich schon ganz anderes erlebt. Online das nicht mehr funktionale Teil des Gesamtkunstwerks gemeldet, dann kann man sich einen Versandaufkleber ausdrucken und das Teil verschicken. Ich konnte also zumindest weiterspielen. Die gewährte Garantiefrist bei Registrierung ist nebenbei bemerkt auch gut. Ich hatte es Montags verschickt und hatte am Freitag ein Austauschgerät, das ich allerdings auch schon Donnerstag hätte haben können wenn das Web-Formular etwas flexibler gewesen wäre - so musste ich bei UPS die Zustelladresse ändern lassen. Trotzdem: Kein Grund zur Klage, alles bestens.

Ein gelungener Kompromiss also?
Wie, das Ding ist nur ein Kompromiss, kein kompromissloses Wunder? Klar doch, denn neben Leistung spielen Preis und Stromverbrauch eben auch eine Rolle. Zum einen, weil die Konsole nichts bringt, wenn man die Stromrechnung nicht bezahlen kann, zum anderen wegen der bitte leise abzuführenden Abwärme. Nach meiner Auffassung liegen beide Konsolen hier wirklich richtig. Mein PC leistet zwar etwas mehr als die XBO, verbrät dabei aber mehr als doppelt so viel Strom und wäre mir an Stelle der Konsole trotz guter Lüfter schlichtweg viel zu laut.
Noch gibt es nicht sonderlich viel für die neuen, und Titel, die nennenswert optimiert sind, werden aus mehreren Gründen noch etwas auf sich warten lassen. Dann allerdings dürfte sich die Ähnlichkeit zum PC auswirken, zur Freude der PC Spieler (die dann aber vermutlich endgültig auf eine DX11 Karte aufrüsten müssen) und zum Frust der Wii-U Gamer, denn dort wird eher nicht mehr viel landen.

Bis die Tage!

Dienstag, 14. Januar 2014

Nachrichtensperre

Wie kann man sich eigentlich ein paar Tage erholen? Diese Frage stellt sich regelmäßig zu Feiertagen oder Urlaubszeiten, und ich habe es über die Weihnachtszeit mehr oder weniger experimentell auf eine Frage reduziert:

Wie schaffe ich es, mich mal einige Tage nicht aufzuregen?

Die Lösung liegt, wie so oft, in der Selbstreflektion, also der Beantwortung der Frage, was mich denn regelmäßig auf die Palme treibt. Glücklicherweise, oder eben auch nicht, kann ich diese Frage zumindest teilweise recht gut beantworten: Nachrichten treiben mich regelmäßig in jene Gefilde, bei denen ich kurz vor dem Ausbruch Marke "Gernot Hassknecht" bin.

Es sind allerdings nicht die Nachrichten als solche, bei denen ich regelmäßig platzen könnte, es sind die immer gleichen Reaktionen der Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft. Der NSA Skandal steht geradezu exemplarisch für das, was mir seitens der Regierung geboten wird: Lügen, Beschwichtigen, für Beendet erklären, dummes Zeug faseln. Und Muttis Hoferberichterstatter, die das Wort investigativer Journalismus nur aus den Geschichtsbüchern kennen, halten sich offenbar für besonders staatstragend, wenn sie genau das nicht tun, was eigentlich ihre Aufgabe wäre: Nachhaken und nicht einfach mit faulen Ausreden und Sprechblasen davon kommen lassen. Aber auch da: Weit und breit kaum Land in Sicht.

Ob frisierte Arbeitslosenstatistiken, Wegdefinieren von Armut, hemmungslosem Aufbau des totalen Überwachungsstaats wegen angeblicher Terroristen, Schnüffelgesetzen gegen angeblich schwere Straftaten die dann sofort von den Sozialbehörden völlig legal missbraucht werden (wie die Kontoabfrage), Abbau der Grundrechte, Verbiegen der Sprache mit "Chancengeleichheit" oder "Supergrundrecht" und so weiter: Die Liste nimmt überhaupt kein Ende mehr. Ich bin es sowas von leid, reglemässig kackfrech angelogen zu werden, völlig moralbefreit und ohne jeden Rest von Scham, dass kann man schon gar nicht mehr in Worte fassen - denn man kann mittlerweile kein einziges Wort mehr glauben. So weit ist es schon gekommen.

Ich kann also mehr als gut nachvollziehen, dass Dieter Hildebrandt, eigentlich ein Meister der Zwischentöne und des nicht ausgesprochenen, am Ende immer zorniger wurde. Vermutlich zornig auf den Ungeist der Gleichgültigkeit, der erst dafür sorgt, dass überhaupt versucht wird, eine politische Willensentscheidung mit so einem bodenlosen Schwachsinn wie 'alternativlos' verkaufen zu wollen. Alternativlos existiert überhaupt nur für interessensgesteuerte Marionetten und Sklaven, darüber sollte Frau Merkel, die so gerne das Wort Freiheit in den Mund nimmt, einmal nachdenken, statt permanent meine Intelligenz zu beleidigen. Und wo wir gerade bei Freiheit sind: Wo ist denn eigentlich unser Bundespräsident, wenn es um die NSA geht? Stasi böse, NSA gut - oder was soll mir dieses Schweigen sagen?

So, es reicht. Ich müsste eine ganze Restaurantkette leerfressen, um so viel kotzen zu können, wie ich wollte. Daher die totale Informations-Askese: Es ist einfach nicht mehr auszuhalten, was hier serviert wird. Und siehe da: Es funktioniert.

Ist deswegen alles furchtbar? Nein, natürlich nicht. Es gibt einige Menschen, mit denen ich gerne zusammen bin, die ich respektiere und bei denen ich das Gefühl habe, respektiert zu werden. Die nicht versuchen, mich zu hintergehen oder zu übervorteilen. Die mich einen Teil meines Weges durchs Leben begleiten. Ja, die gibt es, und ich bin ihnen dankbar dafür.

Aber das ist kein Grund, die anderen mit dem, was sie tun, durchkommen zu lassen.

Dienstag, 7. Januar 2014

Current Gen: Mein Fazit.

Passend zum letzen Thema diesmal: Meine persönlichen Best (und Worst...) der aktuellen Konsolengeneration (PS3).

Legen wir also mal los mit einer Auswahl den Besten respektive Interessantesten:

The Last of Us
Für mich eines der besten Spiele überhaupt und das beste Storytelling seit Baldurs Gate 2 (und das ist sehr lange her). Ok, es will ein Spiel sein und ist daher mitunter etwas vorhersehbar im Ablauf, aber die Inszenierung ist von den Charakteren, der Kulisse und dem Licht her einfach unglaublich gut. Ein sich derart 'natürlich' anfühlende Interaktion mit den Spielfiguren ist mir jedenfalls noch nicht ansatzweise begegnet.

Beyond two Souls
Das zweite 'interactive movie' Werk von David Cage ist nun wirklich ein interactive movie, jedenfalls weniger Spiel als der Vorgänger Heavy Rain. Das ergibt einen besseren Fluss und die Quicktime Events nerven auch nicht mehr, sondern passen. Auf jeden Fall toll gespielt von Ellen Page, das hat schon was. Ob das die Zukunft der Computerspiele ist? Für mich klar nein, aber auf jeden Fall das, was im Kino nie funktioniert hat. Muss man nicht gespielt haben, hat aber was.

Bioshock 1-3
Den ersten und zweiten Teil habe ich noch auf dem PC gespielt, Teil drei auf der PS3. Teil zwei fällt für mich ab bis durch, eins und drei sind zwar Shooter, aber eben anders, weil sie vom Erforschen und dem Wissensdurst des Spielers leben. Muss man nicht mögen, ich fand es aber toll. Tolles Design, technisch durch die Unreal Engine aber limitiert.

Mass Effect 1-3
Endlich mal SciFi Rollenspiel, endlich mal wieder eine gute Story, endlich mal Schwierigkeitsgrade für alle Bedürfnisse. Technisch (Unreal Engine) auf der Konsole nicht gerade der Burner, aber toll spielbar und eben: Eine epische Story. Für mich ein klares "mehr davon".

Uncharted 1-3
Popcorn-Gaming wie im Kino, klasse Kamerafahrten und Action a la Indiana Jones. Der zweite Teil ist für mich der Beste, das Mastermind dieses Teils hat übrigens danach The Last of Us gemacht. Der Kritikpunkt, die Games von Naughty Dog spielen sich immer irgendwie ein bisschen auf 'Autopilot', ist richtig, ich empfand es aber als angenehm.

Tomb Raider (reboot)
Ok, der Anfang ist schon irgendwie komisch: Mit einem verschüchterten Mädchen fängt man an um innerhalb kürzester Zeit das Gefühl "Rambo ist nichts dagegen" zu bekommen... Trotzdem: Tolle Inszenierung, auch wenn die Kulissen manchmal den Eindruck erwecken, nur zu existieren, um spektakulär eingerissen zu werden. Trotzdem: Echt schön anzusehen, gut zu spielen und trotz Action finden sich genug Höhlen und Relikte mit Rätseln, um das Tomb-Raider-Gefühl zu schaffen.

Assassins Creed 3 + DLC
Auf der PS3 kenne ich nur diesen Teil der Serie. Gute Action, leider mit zu langen Ladezeiten, nervigen Rucklern und manchmal unkooperativer Kamera. Wirklich interessant ist eigentlich das DLC, in dem man den Indianer als Indianer statt als irgendwie unpassenden Assassinen spielt: Ich hätte mir das volle Game mit diesem Plot gewünscht.

Journey
Ja, das Spiel ist seltsam. Und was völlig anderes. Aber echt schön, gut zu spielen und einfach mal etwas erfrischend leichtes, bei dem man einfach mal rumspielen kann.

Duke Nukem Forever
Die Kaufentscheidung hatte ich schon getroffen, als das Game angekündigt wurde. Das war sage und schreibe 14 Jahre vor der Veröffentlichung... Kurz und knapp: Der Duke ist immer noch der Duke, die Babes die Babes, die Grafik nicht so ganz auf der Höhe der Zeit, generell alles wie erwartet schrill und auch das Gamedesign ein Rücksturz in die 90er. Inklusive den Dingen, die man heute aus gutem Grund anders macht. Vielleicht hab ich da die Oldie-Brille auf, aber ich habe mich bestens amüsiert.

Dragon Age 1+2
Vom Umfang her etwas klein, grafisch auf der Konsole so la la und irgendwie mit etwas sehr viel 3D-Software-Gefühl - aber solide erzähle Geschichte. Ich hatte zumindest jeweils um die 40 Stunden Spaß, trotz des ein oder anderen Patzers der Entwickler.

Skyrim
Schön gemacht, richtig groß und manchmal etwas schwer zu findener Plot - man kann sich wirklich verlaufen in dem Spiel. Ein echtes Elder Scrolls eben: Wer sowas mag, findet sich gut bedient, wer etwas mehr Führung will ist mit Dragon Age vermutlich besser bedient.

Gran Turismo 5
Muss man nichts zu sagen. Echt nicht. Mit Lenkrad, auch dem "Freiluft-Teil" in den ein Move Controller eingesteckt wird, richtig schön und umfangreich.

Namco Museum
Für alte Knacker wie mich, die noch mit Galaga, Pac-Man, Frogger und Konsorten aufgewachsen sind: Ein Muss für kleines Geld. Da auch Konsolen nicht ewig leben für mich ein Pflichtkauf auch auf NextGen, sollte es das wieder geben.

Und nun einige Dinge, die mich enttäuscht haben:

PS Move
Bewegungssteuerung schön und gut, und die Controller sind auch nicht schlecht, nur: Die leuchtenden Pöppel nerven, die notwendige Kamera ist einfach nur billig und braucht zu viel Licht und die Games - nun ja. Ja, die Steuerung funktioniert, aber das Hantieren mit einem Controller finde ich einfach zu nervig und zu unnatürlich. Vielleicht kommt mit Kinect2 auf der Konkurrenzplattform mal etwas überzeugendes, Move fand ich jedenfalls nicht so toll.

Controller
Wo wir schon dabei sind: Der Controller der PS3 ist eine einzige Erblast aus PS1 Zeiten. Man kann sich dran gewöhnen, aber gut ist etwas anders. Hat man bei Sony wohl auch erkannt und daher bei der PS4 endlich den großen Wurf gemacht - kein Vergleich, ehrlich.

Soul Calibur
Auf dem Dreamcast noch mein Lieblings-Arcade - aber mit jeder Version fühlte sich das Spiel immer mehr 'neben der Spur' an: Zu viele Effekte, zu viel Gedöns, immer weniger Eleganz. Im letzten Teil wirkte alles irgendwie nur noch 'daneben'. Schade drum.

Remember Me
Geile Kulisse, geiles Thema, geile Idee beim Kampfsystem - aber leider nur angefangen. Teilweise nervige und hinderliche Kameraführung und das Gefühl, die Spieldauer wird durch andauernde Kämpfe und Doppel-Bossgegner einfach nur in die Länge gezogen. Unter dem Strich zu viel Kampf, der zu wenig Spass macht.

Heavy Rain
Erstes Interactive Movie von David Cage - dem Mann, der auf jeder Konferenz immer von Spielen und Emotion spricht. Leider war die Emotion bei mir ziemlich häufig Ärger über nicht enden wollende Quicktime-Events und dem Problem, nie zu wissen, ob man nun 'gewonnen' hat oder nicht. Ausserdem wird bei den Entscheidungen, die man treffen muss, zu sehr auf Tempo gedrückt. Und wie man bei den Hinweisen auf den Mörder kommen soll, erschließt sich mir auch nicht... kurz: Interessanter Ansatz, brutale Story aber leider total vermurkste Steuerung. Für aktuell einen Zwanziger aber auf jeden Fall das Experiment wert.

Tekken
Leider auch hier: Nur etwas renoviert, mehr nicht. Schade drum.

Pinball Arcade
Eigentlich toll, tolle alte Flipper (wenn auch als DLC), tolle Optik, wenn da nur... ja, wenn da nicht die seit irgend einer Version aufgetauchten und nie verschwundenen Lags bei der Steuerung wären. Im Klartext: Das Game ist mit der Verzögerung am Trigger schlichtweg unspielbar, jedenfalls für mich. Auf der PS Vita tritt das Problem komischerweise nicht auf und überhaupt scheint sich der Hersteller mittlerweile auf den Handymarkt zu konzentrieren. Wenigstens kann man die Tische für beide Konsolen verwenden, trotzdem ärgerlich.

Mafia 2
Irgendwie ging das Game total an mir vorbei, zu hölzern inszeniert, zu viele Stereotypen. Konsequenterweise habe ich es auch nicht fertig gespielt...

Ach ja, eine To-Play-Liste (d.h. steht im Schrank) habe ich auch noch ;)

Red Dead Redemption
Yeah, Westen, Cowboys, Revolver, ... harrt noch dem Fertigspielen, Ryse ging einfach vor ;)

L.A. Noire
Mal sehen ob ich es noch spiele, den Anfang fand ich jetzt nicht sooo toll...

So, das war es auch schon ;)

Über alles andere, was ich sonst noch noch so an bzw. mehr oder weniger durchgespielt habe wie Arcades, Flugis, Prügelspiele, Sportspiele etc. bereiten wir mal den Mantel des Schweigens. Aber ein Fazit kann ich schon ziehen: Es war viel tolles dabei, auch innovatives. Ok, hat auch einen Menge Geld verschlungen, aber: Es war es wert!

Bis die Tage.

Montag, 6. Januar 2014

Die 'neuen' sind da

Bei vielen das Thema schlechthin, jedenfalls die letzten Monate: Die 'neuen' kommen, die nächste Generation, the next generation! Nun sind sie endlich da.

Gemeint sind natürlich nicht die potentiellen Nachwuchskampfkünstler aus dem Kindergarten sondern klassisch harte Ware: Die neuen Konsolen von Sony und Microsoft.

Für mich wirklich erwähnenswert dabei: Die neue Konsolengeneration ist tatsächlich, wie von beiden in der Werbung behauptet, inspiriert von Entwicklern. Auf jeden Fall von deren Publishern bzw. Controlling...

Fakt ist: Es gab in letzter Zeit für die aktuellen Konsolen, also XB360 und PS3, einige Titel, die wirklich richtig gut ausgesehen haben. Fakt ist aber wohl auch, dass den damit verbundenen Aufwand keiner mehr bezahlen kann und sich die Branche wieder in Richtung Lucky-Punch-Business entwickelt. Jedenfalls, wenn man auf fünf Millionen verkaufte Kopien angewiesen ist, nur um die Kosten wieder einzuspielen.

Die Antwort beider neuen Konsolen geht daher auch sichtbar in Richtung Kostensenkung: Weg mit den (zu) kompliziert zu programmierenden technischen Einzelkunstwerken, her mit der neuen PC-Einheitshardware. Bei allen Unterschieden im Detail ist es nämlich genau das geworden, was (eigentlich) zu erwarten war:
Als CPU ein energiesparender x64 Multicore und als GPU der Standard auf PCs, also Shader Model 5. Das Ganze gerne kostensparend als SOC realisiert. Dafür darf es dann zur Abwechselung mal reichlich RAM sein, denn das war (vor allem bei der PS3) wirklich Mangelware und damit ein Dauerproblem.

In sofern ist die Wahl - in beiden Fällen eine AMD APU mit 8-Core Jaguar und einer aktuellen CGN Grafikeinheit sowie 8GB RAM - nicht überraschend. Der Konkurrenz von Nvidia fehlt nämlich eine potente CPU und Intel die GPU, zumal sinnvollerweise auch der Memory Controller integriert sein sollte.

In dieser neuen Landschaft halten sich die Unterschiede zwischen XBox One, PS4 und PC definitiv in Grenzen - für Gamer eigentlich die beste Nachricht. Die potentiellen Märkte für eine Spiel werden größer, der Portierungsaufwand geringer und auch Shader kann man endlich weiterverwenden ;). Vom endlich mal vorhanden Speicher für nicht-mehr-matschige-Texturen bzw. der Rechenleistung für eine nicht mehr ganz so dümmliche KI und lebendigerer Kulisse ganz zu schweigen. Auch für Indies eine gute Sache, denn aus der Ecke kamen in letzter Zeit einige schöne, leider selten auf mehreren Plattformen laufende Sachen.

Ok, und was ist nun der Blog, das persönliche dabei? Also: Mir gefallen die 'neuen' und auch ich bin bei dieser Generation wieder dabei. Die Grafik sollte für ein paar Jahre reichen und ich freue mich schon auf das, was da hoffentlich noch so kommt. Also: Happy Gaming - egal, auf welchem System. Denn spielen hält jung.