Dienstag, 4. Februar 2014

Manchmal kommen sie wieder

Da ich in letzter Zeit wieder häufiger am heimischen PC sitze (und dabei nicht nur Fotos bearbeite), fallen Schwachstellen der Hardware auf, die zur Abwechselung mal nichts mit Rechenleistung zu tun haben. Nämlich Schwächen im Interface. Damit meine ich ganz klassisch das, was man zur Bedienung verwendet: Monitor, Tastatur und Maus.

Am Monitor hatte und habe ich, jedenfalls fürs Geld, eigentlich nichts zu meckern: Er ist ausreichend groß, schön bunt, flimmerfrei und vor allem blickwinkelstabil, d.h. sinnvoll kalibrierbar. Tastatur und Maus sind zwar auch alles andere als Billigware, aber eines wurmte mich dann schon: Ich hatte schon mal ein besseres Gefühl in den Fingern, ein angenehmeres Arbeiten. Zumindest dachte ich, ein solches einmal gehabt zu haben, wenn auch gefühlt vor einer halben Ewigkeit.

Nun bin ich eigentlich nicht gerade nostalgisch. Nicht, weil ich Traditionen nicht ehren würde, im Gegenteil. Aber es gibt da etwas ganz einfaches und praxisnahes, was Konservative einfach nicht verstehen wollen: Wer immer nur in den Rückspiegel sieht, fährt irgendwann vor die Wand. Daher kann es auch kaum verwundern, welche Geisterfahrt die Regierung Merkel in #Neuland veranstaltet - aber zurück zum Thema.

Bei Tastatur und Maus ist die Sachlage im Gegensatz zum Monitor etwas verzwickter: Fortschritt an sich ist weder automatisch gut noch schlecht, ich vermisste aber... ja, was eigentlich? Bei der Maus ist die Sache noch recht einfach: Mäuse sind Geschmackssache, das weiß jede Katze. Die von mir in den letzten Jahren verwendete Maus ist zwar sauber verarbeitet, liegt gut in der Hand und zeigt technisch keine Schwächen, bedient sich aber wegen des großen Gehäuses nicht so spielerisch leicht, wie die Kugelmaus, die ich vor langer Zeit einmal hatte. Zu meinem Bedauern hatte der Hersteller seinerzeit übrigens die Form etwas geändert, so gut wie das Original lag seitdem nie wieder eine Maus in meiner Hand.

Glücklicherweise gibt es Mäuse in allen Formen und Qualitäten wie Sand am Meer. Also ab in ein Geschäft mit richtig viel Auswahl zum anfassen, denn nur das Gefühl entscheidet... und entschied, und zwar zielsicher für das teuerste Modell überhaupt. Die Preisgestaltung ist zwar mit einem dreistelligen Listenpreis mehr als selbstbewusst, aber Form, Gewicht, Verarbeitung und vor allem Bedienung haben mich überzeugt, in den sauren Apfel zu beißen. Nach bisher gut drei Wochen Einsatz bin ich übrigens immer noch hellauf begeistert, hoffen wir einmal, dass es auch so bleibt.

Richtig problematisch hingegen, fürchtete ich zumindest, ist das Thema Tastatur. Ich kenne noch die, damals richtig teuren, Keyboards vom Schlage eines IBM Model M (Kippfeder) oder eben die guten Cherry Tastaturen mit Mikroschalter. Schwer, laut, teuer, leider nur fast unzerstörbar aber mit einem Anschlag, der jede Gummidom-Konstruktion um Längen deklassiert. Wer diese Dinger noch kennt, der weiß, was ich meine, und vermisst eine solche Präzision und das Feeling seit langem. Und den Sound. Fragt sich nur noch: Wer schnitzt mir so ein Ding?

Kurz zur Erläuterung: Präzision und Anschlagsgefühl sind bei taktilen Tasten, die den Auslösepunkt innerhalb des Hubs haben, anders als bei Tasten, die dann auslösen, wenn die Taste "aufschlägt". Das bedeutet zum Beispiel, dass bei 4 mm Gesamthub nach 2 mm die Taste auslöst, der Gegendruck in diesem Moment abnimmt und ein Lösen des Kontaktes erst wieder oberhalb des Auslösepunktes stattfindet. Klingt kompliziert und ist es auch, weshalb jede einzelne Taste ein kleines feinmechanisches Meisterwerk ist. Und jedes dieser kleinen Meisterwerke ist eben, ihr ahnt vermutlich schon das Problem, nur mit ziemlich viel Aufwand herstellbar und kostet daher relativ viel Geld.

Daher wurden diese Tasten bereits in den 90er Jahren mit wenigen Ausnahmen flächendeckend durch die bereits erwähnten Gummidom-Konstruktionen ersetzt. Bei denen gibt es zwar auch Unterschiede, was die Führung, die Feder und natürlich die Dämpfung betrifft, aber drei Dinge bleiben: Eingeschränktere Lebensdauer, Veränderung des Anschlags bei Alterung des Gummis und natürlich der eigentliche Auslösevorgang, der ganz simpler Taster bleibt und niemals das bieten kann, was ein Schalter bietet. Das alles half leider nicht, den Siegeszug der billigen Produktion aufzuhalten und so verschwanden die von mir so innig geliebten mechanischen Tastaturen, wie es lange schien, im Nebel der Vergangenheit. Und vermutlich hat auch der Trend zum Hasenstall Großraumbüro zum Verschwinden der 'mechanischen' beigetragen, denn die sind relativ (ja nach Mikroschalter) bis ausgesprochen (Kippfeder) laut...

Doch manchmal, ja manchmal, kommt Gutes wieder. Auch, wenn es etwas mehr kostet. Kurioserweise naht die Rettung in diesem Fall aus einer Ecke, bei der zumindest ich nicht damit gerechnet hätte: Den Gamern.

Das ist deswegen zumindest auf den ersten Blick seltsam, weil man bei 'Gamer' an die Leute denkt, die Spiele spielen, nicht programmieren. Üblicherweise jedoch sind es Vielschreiber, die, sollten sie eines haben, ihr mechanisches Schätzchen eifersüchtig hüten wie ihren Augapfel. Aber Gamer sind wohl eine Zielgruppe, bei denen es gerne auch mal mehr kosten darf, wenn nur die Qualität stimmt. Glücklicherweise gibt es den Hersteller dieser hochwertigen Mikroschalter, nämlich Cherry, immer noch und der verkauft zwar auch Tastaturen, aber in erster Linie eben Mikroschalter. Und ein Anbieter von Gamer Zubehör hat sich tatsächlich entschlossen, ein Keyboard mit allem, was ich gerne hätte, auf den Markt zu bringen: Gewohnte Größe, klasse Verarbeitung, schön schwer und solide (Tasten ganz klassisch auf Metallplatte statt auf PCB montiert), USB pass thru, Innenbeleuchtung und (hechel hechel) der Traum aller Vielschreiber: Cherry MX Blue Tasten. Der Hersteller ist übrigens der selbe wie der meiner neuen Maus und der Preis ist, wie nicht anders zu erwarten, happig, aber das war mir ziemlich egal. Klasse, dass es so etwas wieder gibt. Jetzt muss eine solche Wendung nur noch bei den Anbietern von Jeanshosen kommen, da bin ich als Kunde auch gleich dabei. Ob es wohl lohnt. Hosen für Gamer anzubieten... ?

Jetzt muss mir noch etwas einfallen, was sich zu schreiben lohnt ;)

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